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Der Fall Haiti - Hurrikan Jeanne 2004

 

Der Originalfall    Der Fallverlauf nach Stiftungskonzept    Der Fall Dominikanische Replubik

 

 Der Originalfall:

 

Nach dem Hurrikan "Jeanne" am 16.9. 2004 ist die Insel verwüstet. Die Schäden des Hurrikans Ivan vom Beginn des Monats sind massiv verschlimmert. Es wird von ca. 2.000 Toten, 1.000 Vermißten ausgegangen. Die Ernte ist zerstört, die Strassen sind unpassierbar, es gibt schwere Überschwemmungen. 300.000 Personen sind obdachlos, davon 200.000 in der Stadt Gonaives. Ihre Häuser sind überschwemmt oder vernichtet. Die Stadt steht unter Wasser. Die Versorgung mit Wasser und Lebensmitteln ist ungenügend, es kommt zu Ausschreitungen und Gewalt. Besonders betroffen die Stadt Gonaives, die vollständig zerstört wurde. Die auf Haiti stationierten Truppen der UNO under dem Kommando des General Augusto Heleno Riberio übernehmen die Versorgung. Der General ruft die internationale Gemeinschaft zur Hilfe auf. Die Landwirtschaftsorganisation der UNO FAO stellt 326.000 € Hilfe für Neusaaten zur Verfügung. Der UN-Kommissar für Katastrophenhilfe, Jan Egerland, bittet die internationale Gemeinschaft um 59 Mio $ Soforthilfe für Haiti und Grenada. Die UNO stellt selbst 5 Mio. $ zur Verfügung. Die EU verspricht 10 Mio $ Hilfe. Japan und andere Länder haben Hilfe zugesagt. Das Touristik-Unternehmen Seatours aus Rostock beteiligt sich an der Nothilfe im Rahmen des „International Desaster Relief-Teams“, im Rahmen der Fahrplanfahrten in der Karibik transportieren die Kreuzfahrtschiffe "AIDAvita" und "AIDAaura" Hilfsgüter für Jamaica und Grand Cayman. Ab dem 24.9. treffen Hilfsgüter – ca. 60 Tonnen – in 5 Flügen aus Kanada und Panama ein, organisiert über das IFRC, die internationale Föderation des Roten Kreuz und Roten Halbmondes. Ein Flugzeug des Schweizerischen und Französischen Roten Kreuz bringt Kochutensilien, Decken und Tabletten zur Wasseraufbereitung. Das IFCR teilt mit, dass Spenden in Höhe von 2,7 Millionen € benötigt werden, um 40.000 Menschen 6 Monate zu versorgen.

 

 

Fallverlauf nach Stiftungskonzept:

Die Stiftung ist Mitglied des "International Desaster Relief-Teams". Sie erhält von dort Informationen und Einsatzanforderungen, dito von den Dienststellen der UNO (UNHCR, UNICEF). Da die Hurrikan-Saison läuft, besteht Alarmbereitschaft rund um die Uhr in der Einsatzzentrale, Department für Umweltereignisse. Die Schiffe sind standardmäßig vorgewarnt und vorbereitet. Die Einsatzzentrale erhält weltweit alle Wetter- und sonstigen wesentlichen Daten und ist stets auf dem aktuellen Stand. Für verschiedene Standardszenarien sind fertige Alarmpläne ausgearbeitet, die stufenweise bei Voralarmsituationen zu Hurrikanen z.B. angefahren werden, wenn die ersten aussagefähigen Wettermeldungen eingehen. Diese Procedere werden geübt und sind Standards der Einsatzleistungs- und Bordroutinen.

 

Zum Einsatz kommende Mittel:

 

S.A.R. - Rettungsschiffe der "Angel"-Klasse

  

12 Hubschrauber AgustaWestland EH 101 - S.A.R. PetArt FS (Foundation Special)

 

Transportflugzeug:  Boeing (MDD) C 17 Globemaster III

ARGO - Aufklärer- und Ersthelferteams

Alvis-Hägglund Zug, Ersthelferteams

Hummer Universaljeeps

Hummer Technikcars

Standard-LKW mit Kran, Spezialversion

Standard-LKW  General Cargo

Bau- und Räumzug

Trailerzugmaschine als Universalkran

Teleskop-Bergungskran 90 Tonnen

Am 13. September 2004 bildete sich die tropische Depression nördlich der Kleinen Antillen. Sie wurde registriert und vom NHC beobachtet. Die Einsatzzentrale der Stiftung verfolgte diese Beobachtungen des NHC fortlaufend mit. Ab sofort wurden die 3-6stündigen Builletins von NOAA und des National HurricaneCenter in Miami NHC protokolliert sowie die Nachrichtensendungen und Wetterberichte samt Seefunk-Seewetterberichte der einzelnen im Seegebiet befindlichen Schiffe abgehört und abgefragt. Dito werden die regionalen Wetter- und Radiostationen sowie die Internetberichte abgehört. Zeitungen und örtliche Behörden wurden angerufen und nach der aktuellen Lage befragt. Insbesondere alle Wettersatellitenfotos werden ausgewertet und ständig verfolgt. Gegen Mittag des 14.9.2004 wurde aus den Fotos der NASA erkennbar, das sich ein großer Wirbel aufbaute. Er erhielt den Namen „Jeanne“. Damit war nach den Vorgaben der vorausgegangenen Saison mit schweren Schäden und schweren Überschwemmungen dringend zu rechnen. Die Stiftungs-Zentrale gab daher Einsatz-Voralarm (Yellow Alert) für alle Schiffe der Karikik und der USA-Ostküste. Das bedeutet Sofortauslaufbereitschaft, an Land befindliche Besatzungsmitglieder werden zurückgerufen, die Schiffe gehen in Bereitschaft für Katsatrophenalarm. In New York und Miami wurden die Lager der Stiftung geöffnet und das dortige Einsatzgerät, insbesondere Wasseraufbereitungsanlagen, Fahrzeuge und Container mit Hilfsgütern bereit gemacht zur Verladung und zum Transport auf die Schiffe. Das rollende Material geht an Bord der im Lagerhafen liegenden Einsatzschiffe, die als Tender- und Einsatzschiffe der betroffenen Region ihre Einsatzvorbereitungen treffen.

 Solche Lager werden in der Nähe besonderer Risikozonen unterhalten, also im östlichen Mittelmeer, in der Karibik, in Rotterdam (Zentrallager), in Japan. Alles, was irgend möglich ist, ist standardisiert und containerisiert.

 

In Rotterdam wurde das Reserveschiff "Angel 3" , das in Austauschbereitschaft lag, besetzt und von den Schiffen in Cuxhaven, Dover, Kiel und Brest der zweite Hubschrauber abgezogen und mit Personal und Gerät auf die "Angel 3" geflogen. In Miami erhielt die Leitstelle Order, einen Tanker zu zu chartern und mit Bunker für 2 Wochen Einsatz zund Flugbenzin zu beladen. Am 15.9.mittags waren diese Vorbereitungen abgeschlossen und die personellen Sondereinsatzkräfte alarmiert, da sich zeigte, dass die Zyclone weiter zunahm. In den Abendstunden des 14.9. meldet die Insel St. Croix schweren Orkan und Regenmengen bis 300 Liter je qm. Am 15.9. Vormittags traf die inzwischen zum Hurrikan heraufgestufte "Jeanne" die Insel Puerto Rico direkt mit Spitzenwerten von 450 Litern Regen um Cameiro und 600 Litern in Naguabo. Es gab erste schwere Schäden. Die Einsatzleitung erteilte Einsatzbefehl zur Bereitstellung auf Seeposition für den Raum Zentralkaribik (Kuba, Hispaniola, Puerto Rico) zur weiteren Locationorder. Die "Angel 3" in Rotterdam erhielt Sofortauslaufbefehl. An frühen Nachmittag ging sie in See mit Generalkurs auf die Bahamas. Marschfahrt 50 Knoten. Sie würde dort nach 5.500 Sm in 4 ½ Tagen eintreffen, also am Abend des 19.9.04. Das Schiff aus New York, die "Angel 14" mit Anreise von ca. 1.700 Sm. konnte am Morgen des 17.9.04 eintreffen. Das Schiff aus Miami, die "Angel 23" benötigte 10 Stunden. Mit den 6 Hubschraubern der Angel 3 und den vier der "Angel 14" und "Angel 23" standen 10 schwere Transporthubschrauber zur Verfügung. In Rotterdam eingestiegen sind ein Spezialteam des Deutschen THW, darunter Fahrer für LKW, und Spezialisten wür Wasseraufbereitung sowie ein niederländisches Hilfsteam. In den USA steigen Teams der Küstenwache und Pionierteams der Nationalgarde mit ein. In Alarmzustand gesetzt wurden die "Angel 7", derzeit in Merida (Mexiko) und" Angel 32" in Maracaibo (Venezuela). Sie erhielten Auslauforder zur Seeposition südlich der Sturmroute auf weiteren Abruf, die sie im Verlauf des 16.9.04 erreichten. Damit standen aktuell zunächst 8 Hubschrauber vor Ort zur Verfügung. Sie werden bei Möglichkeit wieder abgezogen, wenn die "Angel 3" eingetroffen ist. Die "Angel 18" in New Orleans ging in Bereitschaft für die Südküste der USA und blieb dort.

Am 16.9. erreichte "Jeanne" zwischen den Inseln Puerto Rico und Hispaniola Hurrikansträrke 3. Über der Insel Hispaniola regnete es stark, im Norden Haitis kam es zur Flutkatastrophe. Besonders betroffen und fast völlig zerstört wurde die Stadt Gonaives. Da sie einen Hafen hat, wurden die "Angel 23" und "7" nach Gonaives beordert, die "Angel 32" und "14" nach Port-au-Prince. Über die Location der "Angel 3" würde noch entschieden. Da am Abend des 16.9. das volle Ausmaß der gerade ablaufenden Katastrophe sichtbar wurde, erhielt "Angel 3" Order zur Fahrterhöhung auf 60 Knoten nach Wetterlage. Sie konnte daher bereits am Morgen des 19.9. eintreffen.

Die Schiffe trafen bei der Anfahrt nach Hispaniola auf schwere See, vor der sie teilweise auf der Rückfront der Zyclone surfen konnten, also eine relativ hohe Fahrt beibehielten, bei Wind um 90 Knoten. In der Nacht bereits lief die "Angel 23" vor Gonaives auf und ging dynamisch positionierend zunächst auf Halt vor dem Hafen, da eine schwere Flut von Wasser und Treibgut mit Toten und Lebenden entgegenkam. Sie brachte die großen Tochterboote zu Wasser und begannen trotz hochlaufender See und schwerster Treibgutgefahr sowie in massivem Regen, Schwimmer aufzusammeln, darunter viele Verletzte, die sofort vom Medic-Team notversorgt wurden. Die Notevakuierungsunterkünfte des Schiffs wurden geöffnet. Sie sind standardmässig geschlossen und werden nur bei solchen besonderen Anlässen gebraucht. Der Hafen konnte noch nicht angelaufen werden, das war trotz FLIR und Scheinwerfern noch gänzlich unmöglich wie das Fliegen. Am Morgen des 17.9.04, das Kernzentrum von "Jeanne" lag nördlich der Insel, trafen die übrigen Schiffe vor den Häfen ein. Das war auch vor Port-au-Prince nicht ganz einfach, da in beiden Ansteuerungen, dem Canal de Saint Marc und dem Canal du Sud sehr schwere durcheinanderlaufende See stand. Die Schiffe wählten die südliche Ansteuererung, da die Berge des Massif du Sud etwas Lee boten. Die 3-D-Steuerung wurde voll ausgereizt, um die Schiffe auf Kurs zu halten und durch die Brecher zu bringen. Die Schiffe stecken hier schwerere Schläge ein als draußen auf See. Der Schutz der massiven Aufbauten verhinderte weitgehend, dass die Ladung auf dem Flugdeck beschädigt wurde oder über die Seite ging. Die Ansteuerung von Gonaives durch den Golfe de la Gonave war ähnlich dramatisch. Dort kamen den Schiffen schwere Treibgüter wie Baumstämme, halb gesunkene Fischerboote, ganze Hausteile der hier üblichen Holzhäuser entgegen, durch die sie sich manövrieren mußten, der Hafen stand unter Hochwasser. In den nächsten Tagen kam Schwemmgut aus dem Artibonite-River in den Golf hinzu. Aufgrund der geschützten Jet-Antriebe konnten solche großen Stücke auch überfahren werden, die Schiffe liefen jetzt kleine Fahrt. Hier bewährte sich die Eisklasse und die Panzerung der Wasserline mit Platten von bis zu 50 mm Stärke, an denen die Trümmer schlicht zerschellen. Die Schiffe fuhren ungehindert durch das Trümmerfeld hindurch, das jedes andere Schiff zum Stoppen gezwungen hätte, um sich nicht Rumpf, Ruder und Schrauben zu beschädigen. Die Schiffe gingen daher zunächst unter Land und navigierten mit dynamischer Positionierung. Da sie vor einer Legerwall-Küste auf und ab standen dabei, war das hochgefährlich, da sie Wind und See auf die Küste trieben. Nur der hohen Maschinenleistungsreserve war zu verdanken, dass sich die Schiffe überhaupt dorthin wagen und halten konnten. Alle 4 Kraftwerke waren in Betrieb. Gegen Mittag, als die erste Hochflut abgeflossen war und der Regen zurück ging, liefen sie in den komplett zerstörten Hafen ein und erzwangen fast mit Brachialgewalt einen Liegeplatz, in dem sie schlicht durch die Trümmer hindurchfuhren wie durch Eis. Nach dem Anlegen unter Ansatz der schweren Fenderbojen wurden zunächst die Bulldozer an Land gesetzt, die den Anleger frei räumten, damit überhaupt gearbeitet werden konnte. In der Stadt stand das Wasser noch bis einen Meter hoch, im Umland teils noch höher, die alles zerstörende bis 3 Meter hohe Flutwelle war bereits am Vortage durchgelaufen. Es folgten die Nachflüsse des Regens von den umliegenden Bergen. Auch die Hovercrafts konnten noch nicht wegen des Treibgutes un der Seegangshöhe zur Anlandung eingesetzt werden.

Da es noch immer stark regnete und stürmte konnten die Hubschrauber zunächst nicht fliegen. Am Mittag waren die Schiffe in Gonaives unter größten Mühen fest. Am Vormittag bereits in Port-au-Prince. Damit begann die Landung der Hilfsteams und des Geräts. Sie wurden von den Blauhelmen der UNO unter General Riberio und den lokalen Behördenvertretern eingewiesen. Dann wurden die Hilfsgüter aufgeteilt, die Teams setzten sich in Marsch. Am Abend konnte geflogen werden. Zunächst wurde das Stadtgebiet von Gonaives aufgeklärt, dann das Umland und die von der Außenwelt abgschnittenen Dörfer. Dann begann die konzentrierte Hilfe. Da auch nachts geflogen wurde lief die Hilfe rund um die Uhr. In Gonaives wurde noch in der Nacht des 17.9. eine Zeltstadt angefordert, die aus dem Zentzrallager Norfolk kam und am frühen Morgen auf die Reise mit den eigenen C 17 Transportern ging. Ersatzpiloten und Techniker der Stiftung kamen mit, um die Kollegen zum Schlafen abzulösen und den um die Uhr laufenden Flugbetrieb aufrecht zu erhalten und die Maschinen zu warten und flugfähig zu halten. Am Vormittag des 18.9. traf die Ladung samt Teams auf dem Flughafen von Guantanamo auf Kuba ein, da der Flugplatz von Port-au-Prince noch außer Betrieb war. In der Nacht des 17.9. lief die "Angel 32" aus und ging durch die Windward-Passage, in der noch immer grobe See mit hochlaufender Dünung stand, nach Guantanamo, wo sie ab dem frühen Morgen bereit lag zur Frachtübernahme. Sie fuhr am frühen Nachmittag nach Gonaives zurück, wo sie am Abend eintraf, und gab dort die Ladung an Land. Dann lief sie wieder aus und ging anschließend nach Port-au-Prince zurück. Sofort begann in Gonaives unter Mithilfe der UN-Soldaten und der Bevölkerung der Aufbau der Zeltstadt. Die Energieversorgung erfolgte über die Maschinenanlagen der Schiffe, später durch Generatoren an Land. Die Schiffe gaben zunächst je 25 Tonnen Dieseltreibstoff aus dem eigenen Bunkerbestand an Land, da dieses zur Weiterbetankung der stationären Notgeneratoren leichter verfügbar war. Am 18.9. traf auch der Tanker mit Diesel, Flugbenzin und Biodiesel für die Schiffe ein und ging zunächst vor Gonaives auf Reede vor Anker. Später lief er in den Hafen ein und gab Diesel und Flugbenzin an Land, die Schiffe bunkerten nach. Anschließend ging er nach Port-au-Prince für die Angel 3 vor allen Dingen, die mit der Vollgasfahrt über den Atlantik die Bunker zu 2/3 leer gefahren hatte. Aber auch die anderen Schiffe ließen die Maschinen zur Stromversorgung teils mit voller Last laufen laufen und wurden vor Ende der Aktion noch einmal vollgebunkert. Schrittweise wurde die Notstromversorgung in den nächsten Tagen durch landgestütze E-Generatoren ersetzt, die nun wieder über den Flughafen von Port-au-Prince eingeflogen werden konnten. Das Lager wurde an UNHCR und General Riberio formell übergeben.

Die erste Nothilfe konnte nach Austausch des Notfallteams durch die landeigenen Kräfte und die weitere UN-Hilfe am 25.9.eingestellt werden. Die Angel 14, 23, und 7 gingen wieder auf ihre Stationen zurück, die Angel 32 blieb noch zur Fortführung medizinischer und technischer Aufgaben bis zum 28.9. in Gonaives. Die Angel 3 blieb weiter in Port-au-Prince und leitete den Flugbetrieb der verbliebenen 6 Hubschrauber und den Gesamteinsatz. Ab dem Abend des 18.9. bis zum 25.9. wurden mit insgesamt 14 Hubschraubern etwa 250 Einsätze geflogen, dann waren der erste Grundbedarf auch in den umliegenden Dörfern gedeckt und insbesondere die Wasserversorgung und der Seuchenschutz sichergestellt. Zudem wurden Lebensmittel eingeflogen, bis die LKW auf dem Landwege wieder durchkamen und die erste Hochflut zurückgegangen war. Eine wichtige Rolle spielten dabei auch die besonders präparierten und leistungsoptimierten hochwasser- und geländetauglichen eigenen Fahrzeuge, die auch dort durchkamen, wo alle anderen stecken blieben. Zum Ansatz kamen ab dem 19.9. die Hovercrafts, die mit Rückgang von Wind und Seegang im küstennahen Überflutungsgebiet operierten und noch etliche Überlebende von Inseln, Bäumen, Hausdächern und Treibgut abbargen wie die Tochterboote. Die kleineren MOBs und RIBs kamen stromaufwärts des Fluttales zum Einsatz. Da alle Boote besonders geschützte Jetantriebe haben, konnten Treibgüter, Baumstämme und andere Hindernisse überfahren werden, an denen Außenbordmotorboote gescheitert wären. Da die Boote mit Motorsägen und einem Drucklufthammer, gespeist aus dem mobilen Bordkompressor, ausgestattet wurden konnten sie sich selbst aus Treibgut freisägen sowie Steine und Wände aufschlagen. Die Boote konnten auch Personen und Güter in eigenen bei Bedarf geschleppten aufblasbaren Schlauchbooten transportieren, die in Packtaschen mitgeführt und mittels einer Gasflasche aufgeblasen werden. Die hohe Motorleistung der Boote machte das Fahren gegen starke Strömung und „Wildwasserfahren“ möglich. Es wurde eine größere Zahl von Menschen gerettet. Bei den Booten flog ein Hubschrauber Luftaufklärung und lenkte die Boote. Erfolgsentscheidend war, dass auch hier per Infrarot- und Wärmebildortung gesucht und gefunden werden konnte, sodass ohne optische Direktsicht der Boote gearbeitet werden konnte.

Bereits am Abend des 16.9. wurde in Port-au-Prince General Riberio mit seinem Kommandostab an Bord der "Angel 14" übergesiedelt, die die zentrale Einsatz- und die Flugleitung übernommen hatte. Dort hatte der General bessere Übersichts- und Kommunikationsmöglichkeiten als in seiner Zentrale an Land. Er leitetete von dort seine Einheiten, da die Kommunikationsmittel der Schiffe problemlos auf die eigenen UN-Einheitenfrequenzen abstimmbar und dazu kompatibel sind. Besonders wichtig waren die Ergebnisse der Überflüge mit unbemannten Kameradrohnen, die an Bord der "Angel 14" mitgeführt und von dort regelmäßig systematisch eingesetzt wurden. Sie waren auch wichtig für die Leitung der RIBs und der UN-Einsatzgruppen, da diese nach den Kamerabildern der Drohnen eingewiesen und angesetzt werden konnten. Solche Aufklärungsmittel hatte der General nicht zu seiner Verfügung. Er konnte daraus den Einsatz der UN-Einheiten wesentlich optimieren. Die "Angel 14" wurde am 25.9. in der Einsatzleitung von der "Angel 3" abgelöst, die noch weitere 8 Tage im Einsatzgebiet verblieb. Sie sammelte auch das zurückgebliebene schwere Gerät ein und transportierte es zum Flugplatz von Port-au-Prince, wo es mit Hercules-Maschinen zurück in die Lager von Miamy und New York transportiert wurde. Die Reste der Geräte erreichten die Lager nach 3 Monaten, soweit sie nicht im Lande belassen wurden. Das galt vor allem für die Wasseraufbereitungsanlagen und einen Teil der mobilen Nostromgeneratoren sowie Teile der Zeltstadt, die noch längere Zeit benötigt werden. Nach weiteren zwei Wochen kehrte die "Angel 3" zurück nach Rotterdam und gab die Hubschrauber zunächst in die Generalinsprektion, da sie hart beansprucht worden waren. Durch zwischenzeitliche Umverteilung von Hubschraubern und Aktivierung der Reserve hatten die Schiffe in Brest und Cuxhaven den zweiten Hubschrauber bereits wieder an Bord. Der Tanker wurde entlassen, es war 2/3 Bunker verbraucht vor allem für die Generatoren an Land, der Rest kam ins Tanklager zurück.

Die Besatzungen der Schiffe waren im Dauereinsatz, da sie die Fahrer der Boote stellten, während besonders ausgebildete Fahrer des THW die LKW fuhren. Die übrigen zusätzlichen Helfer bedienten die Anlagen, die von der Schiffsbesatzung gewartet und repariert wurden. Erste Notreparaturen durch die Schiffstechniker erfolgten auch an Landanlagen und der Flughafenelektronik, die teilweise schwer beschädigt war. Zeitweise wurde auch in Port-au-Prince Strom aus der Schiffserzeugung in das Stadtnetz eingespeist, um es zu stabilisieren und den Betrieb der Krankenhäuser aufrecht zu erhalten. Verletzte wurden an Bord genommen und dort versorgt, wenn die Krankenhäuser Überlastung meldeten, was in den ersten zwei Tagen die Regel war. Das galt besonders für Gonaives, da dort die Krankenversorgung ausgefallen war, beide Schiffslazarette hatten Hochbetrieb. Die Schiffe arbeiteten hier auch mit örtlichem Personal zusammen in Koordination mit der Stadtverwaltung, da das eigene Personal nicht mehr ausreichte.

 

Der echte Fall kostete ca. 2000 Tote und ca. 1000 Vermißte.

 

Fiktive Bilanz des Stiftungseinsatzes bis vom 16.9. bis 25.9.04:

Geliefert wurden:

eine Zeltstadt für 25.000 Personen samt Versorgung, ca. 500 Tonnen Versorgungsgüter, 5 Bordlazarette mit Vollversorgung, 250 Hubschraubereinsätze, 350 freiwillige hochqualifizierte Fachhelfer des THW und anderer vergleichbarer Dienste.

Gerettet wurden ca. 550 Personen aus dem Wasser und aus Trümmern. Versorgt wurden 2.800 Verletzte und Kranke unmittelbar, über die Hilfsgüter viele weitere mittelbar. Die Infrastruktur wurde notrepariert und soweit als möglich wieder in Gang gebracht, die zentralen Versorgungseinheiten betreffend. Dazu waren Helfer des THW und der anderen Dienste sowie die Schiffstechniker im Dauereinsatz. Viele Reparaturen waren nur durch die Hilfe der Schiffswerkstätten überhaupt möglich, vor allem an Motoren und Generatoren sowie elektronischen Anlagen. 12 stationäre Wasseraufbereitungsanlagen wurden installiert, das Umland flächendeckend mit Wasseraufbereitungstabletten für 2 Monate Bedarf ausgestattet. Hilfsgüter wurden in eizelnen Fällen aus der Luft angeworfen in noch von außen absolut unzugängliches Gelände/Ortschaften bzw. per Netz und Container abgesetzt. Medizinisches Personal wurde so eingeflogen und wieder abgeholt, schwer Verletzte wurden ausgeflogen. Am Ende wurden Kadaver gesammelt und abtransportiert, so weit noch möglich, und Maßnahmen gegen die Seuchengefahr durchgeführt. Die Gesamteinsatzleitung erfolgte von der "Angel 14", später von der "Angel 3". Im Rahmen der zugewiesenen Aufgaben operierten die Schiffskommandos selbstständig. Die Gesamtflugleitung und Luftraumkoordination erfolgte von der "Angel 14" und "Angel 3" aus, die zur Flugleitung auch hochfliegende Relaishubschrauber einsetze zur Radarreichweite bis 300 Sm. Ab dem 20.9. wurde diese weite Luftraumüberwachung mit den Anlagen des US-Luftwaffenstützpunktes Guantanamo und von dort eingesetzten Radarflugzeugen zusammengeschaltet und von dort übernommen. Darüber hinaus flogen die Piloten nach eigenem Radar und allen sonstigen Flug- und Nachtflughilfen autark.

 

Der Hauptschwerpunkt lag in der Personenbergung und der Herstellung der Überlebensfähigkeit der Region.

 

Die Gesamtkosten der Aktion konnten noch nicht ermittelt werden.

Folgende Teilkosten sind jedoch ermittelbar:

4 Schiffe zu je 10 Tagen, 1 Schiff für 22 Tage

Geflogen wurden 1.568 Flugstunden für alle Maschinen

zu je 3000 € 4.700.400,-- €

Kerosin: ca. 650 t. ca. 1,16 €/l (deutscher ca.-Preis) (steuerbefreit) 754.000,-- €

Bunker Schiffe: ca. 7.500 t. Biodiesel, ca. 0,35 € l. 2.625.000,-- €

Personalkosten der Schiffe: 560.000,-- €

Tages-Schiffskosten (technische), Versicherungen etc.: 1.500.000,-- €

Hilfsgüter: 2.000.000,-- €

Tankercharter 50.000,-- €

 

Gesamt: 12.189.000,-- €

 

Die Posten enthalten versteckte Anteile für Geräteverbauch und Verluste an Ausrüstung, die nicht gesondert ausgewiesen sind.

Die Kosten werden auf die Staatenhilfen anteilig verteilt mit einem Mittel von 3 Mio. € je Erdteil. Zur Deckung auch der Folgeversorgungskosten für 6 Monate.

 

Eine Wiederaufbauhilfe für die Stadt und das Land ist hierin nicht enthalten.

 

Die Kostenverteilungen werden neu geregelt, um Überlastungen zu vermeiden. Anstelle einer Einzelfallgabe wird eine Umlage auf die nationalen Haushalte erhoben, in die die 50 wirtschaftsstärksten Staaten der Welt einzahlen in einen Katastrophenfond. Dieser regelt die Einsatzkosten. In diesem Falle werden 15 Mio € Kosten unterstellt. Das ergibt einen Einzelstaatsanteil von 300.000,-- € abzüglich der Fondverzinsung, für die 8 % unterstellt wird. Mehr sollte möglich sein. Bei dieser Summe addieren sich also mind. 1,2 Mio € Zinsertrag hinzu.

 

Was tatsächlich erfolgte:

Die UNO zahlt 5 Mio €.

Die EU verspricht (und zahlt vermutlich) 10 Mio €

Damit wären die Einsatzkosten und Folgen für 6 Monate angedeckt.

Japan und andere versprechen unbeziffert

Kanada und Panama liefern 60 Tonnen Hilfsgüter

Die Schweiz liefert eine Flugzeugladung Hilfsgüter

Die Versorgung mit Lebensmitteln ist so mangelhaft, dass es zu Kämpfen darum kommt. Ein Polizist wird erschossen. Es besteht grosse Seuchengefahr.

 

 Der Fall Dominikanische Republik

 

Ähnlich verlief der Einsatz am 24/24 Mai 2004 in der Dominikanischen Republik, bei der Überflutung von Mapou, Jimai und Fond Verettes. Auch hier wurde von Port-au-Prince operiert, allerdings wurden grenzüberschreitend die eigenen RIBS und Ausrüstungen hier in das Flutgebiet 50 Meilen im Landesinneren der Dominikanischen Repblik eingeflogen. Es waren ebenfalls 12 Hubschrauber im rollenden Einsatz. Dort gab es ohne den Einsatz der Stiftung über 400 Tote und ca. 270 Vermißte.

 

 

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