Technisches Konzept des S.A.R.-Systems

 

Basis des S.A.R.-Konzepts ist neben der Standfestigkeit und komplexen Ausrüstung die hohe Geschwindigkeit der Schiffe und der Hubschrauber sowie des gesamten Systems durch konsequente Standardisierung der Systemtechnik und strammes Trainig. Ebenso wesentlich ist eine kurze "ballastfreie" Befehls- und Informationskette mit einer klaren Befehlsstruktur. Einer hat das Sagen - der Kapitän und C.o.S. -, und der ist immer mit vor Ort. Wenn er selbst Fragen hat steht ihm der gesamte Apparat in Echtzeitkommunikation sofort zur Verfügung. Ein guter Kapitän wird das nutzen und nicht leichtfertig entscheiden. Die Stiftung wird sehr darauf achten, die besten Kapitäne zu bekommen, die es gibt.  Maßstab für das Zeitfenster der Hilfe ist die Überlebenszeit des Schwimmers mit Schutzanzug im Wasser. Diese liegt bei Temperaturen nahe Null Grad Wassertemperatur bei maximal 2 Stunden. In Booten und Rettungsinseln ist die Zeitspanne größer. Auch in der Äquatorialzone bei einer Wassertemperatur von 30 ° C kühlt der Körper aus zur Kerntemperatur von um 37 ° C. Aber hier ist die Überlebenszeit um Tage länger, ist also eine längere Anfahrtzeit akzeptabel. Generell gilt in jedem Falle: Entscheidend sind die ersten 12 bis 24 Stunden im Seenotfall. Dann ist zumeist ein schwer beschädigter Havarist ein Wrack, gesunken und die Besatzung im Wasser, so sie noch lebt. Das gilt ganz besonders bei schweren Schiffsbränden, Seeschlag, übergehender Ladung und "Bruch".

 Das Konzept des Schiffs muss dieses umsetzen wie das Konzept der Einsatzorganisation. Ein Beispiel für eine solche Situation.

 

Man kann sich aus verschiedenen Sichten fragen, ob ein solch teurer Aufwand lohnt, ein paar Leute aus dem Wasser zu holen. Uns stellt sich diese Frage so nicht. Der Schutz des Lebens hat Vorrang vor wirtschaftllichen Interessen, und solange wir den Aufwand treiben und das bezahlen können werden wir das tun. Das entscheiden wir und niemand sonst. Zu sehen ist die psychologische Wirkung auf die gesamte Seeschifffahrt. Da gibt es nicht nur Leute, die rikieren an den Küsten den eigenen Hintern für uns, nein, jetzt kommen die zu uns selbst "an den Arsch der Welt", wenn es sein muss, es genügt ein Anruf. Wir sind nicht mehr allein und hilflos auf uns selbst gestellt, wenn etwas passiert. Und das kannn stündlich der Fall sein. Diese Bedeutung und Wirkung für den Seeverkehr und die dort Beschäftigten wie die Reeder und Spediteure allein kann mit Geld nicht bezahlt werden. Es ist ein Paradigmenwechsel in der Seefahrt und für jeden Einzelnen auf See.

 

Treibstoffverbräuche bis Rettung und Einsatzzeit:

Das ist der Unterschied. So kann ein Fall verlaufen.

 

Ein weiteres bereits angesprochenes Problem:

Wie bekommt man Menschen sicher aus dem Wasser?

Nicht wenige Menschen sterben im Rettungsakt selbst, wenn sie aus dem Wasser geholt werden. Grund: Unterkühlung, reduzierte Kreislauftätigkeit, Überanstrenung beim Anbordsteigen, Kollaps, Tod. Schon eine niedrige Bordwand kann ein unüberwindliches Hindernis werden. Zumeist werden die Leute über Jakobsleitern und Netze gerettet, die man erklettern muss, wenn ein normales Schiff rettet, das kein spezielles Seenotschiff ist. Schon für einen gesunden kräftigen Menschen ist es nicht einfach, auf einem im Seegang schwankenden Schiff, bei Seeschlag und starkem Wind eine solche Leiter zu erklettern, oft ist es unmöglich. Das gilt erst Recht für Entkräftete, Verletzte und ältere Menschen  sowie Kinder. Viele sind so gestorben, in die Augen der Retter blickend. Mancher stibt im Anschluss der Rettung an der Überanstrengung noch hinterher, wenn keine professionelle und ärztliche Hilfe bereit steht. Viele brauchen wenn sie es geschafft haben Sauerstoff zur Reaktivierung. Welches normale Schiff hat medizinischen Sauerstoff an Bord?

Gleiches gilt für die Luftrettung. Wer längere Zeit im kalten Wasser schwamm, plötzlich auf die Füße gestellt wird und im Rettungsgeschirr hängend unter einem Hubschrauber im dann eiskalten Abwind der Rotoren hängt, ein Orkan, kann kollabieren und sterben. Man weiss heute, dass man besser liegend im Rettungskorb geholt wird. Körperliche und seelische Schockzustände der zu Rettenden sind der Normalfall am Unfallort mit allen Folgen. Auch bei den heutigen Rettungssystemen gilt: wer Glück und eine stabile Konstitution hat überlebt, wer nicht der eben nicht.

 

Hier setzt das System der Stiftung an.

Das Überleben ist nicht wirklich eine Frage des Glücks, sondern der Verfügbarkeit der Mittel und professioneller Hilfe. An Land sind Rettungswagen und Feuerwehr nach wenigen Minuten zur Stelle. Das ist normal und wird erwartet. Auf See ist alles anders. Bisher noch.

 

Das ist nur ein Ausriss aus dem Katalog, der erfüllt werden soll, der Punkte, die wir aus den Erfahrungen der bestehenden Rettungssysteme aufgenommen, übernommen und im Konzept gewürdigt und integriert haben. Es geht hier nicht um Konkurrenzen, sondern darum, das Rettungswesen weiterzuentwickeln.

Eines muss man jedoch immer bedenken:

Es gibt keine unsinkbaren Schiffe. Es gibt Situationen, da werden auch wir nicht helfen können, nicht schnell genug sein, nicht durchkommen, nicht "perfekt" sein können. Wer das annimmt verkennt die Kräfte der Naturgewalten und die menschliche Fehlerrate. Vermutlich werden auch wir Menschen verlieren, Retter verlieren. Damit werden wir fertig werden und leben müssen. Jeder der als Retter auf die See geht, wenn alle anderen flüchten, der weiß und akzeptiert, dass er hohe Risiken eingeht. Je professioneller und besser die Systeme und Techniken sind, um so sicherer sind unsere eigenen Leute, und damit auch die Leben derer, die wir zu retten haben. Wir wollen niemanden verlieren, und unsere Technik und Ausrüstung soll hier nicht Anlass geben. Was nach dem Stande der Technik, der Ausbildung und Motivation der Menschen möglich ist, das soll und will die Stiftung tun, das wollen wir Initiatoren ermöglichen und Realität werden lassen. Der Lebensraum Meer wird uns in der Zukunft wesentlich mehr beschäftigen müssen als bisher, mehr Menschen und Güter werden sich auf und in ihm bewegen. Gerade das Meer ist nicht fehlertolerant. Hier kann man nicht etwas wie an Land umgehen oder einfach "weglaufen". Das Meer verzeiht keine Fehler, die Antwort erfolgt unmittelbar. Und es geht dabei im Zweifel immer sofort auch um das Leben. An Land kann man dem oft ausweichen und sich in Sicherheiten flüchten. Auf dem Meer nicht. Da ist man auf sich selbst angewiesen, wenn nicht Retter bereit stehen. Das mag für viele etwas pathetisch klingen. Wer jedoch als Schiffbrüchiger einmal selbst im Meer schwamm oder einen Sturm auf See erlebt hat weiß was wir meinen.